Wachs
„Bienen produzieren Süße und Licht“, schreibt der Bienenforscher Thomas Seeley. Und er hat Recht, denn nicht nur Honig, auch Kerzenwachs wird durch unsere fleißigen Mitarbeiterinnen geschaffen.
Bienenwachs ist, wenn es neu produziert wird, fast weiß. Erst durch die Befüllung mit Nektar, Pollen und Honig erhält es seine charakteristische Gelbfärbung. Dabei werden nicht nur Farbstoffe übertragen, sondern auch der intensive Honiggeruch.
Naturreines Bienenwachs hat entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften. Dies macht es für Produkte wie Cremen, Salben oder anderer Kosmetik so wertvoll, denn es verhindert ein schnelles Verderben.
Man verwendet es vor allem für Kosmetik, in der Medizin, aber auch in der Küche – zum Beispiel für Wachstücher. In diese lassen sich zum Beispiel Essensreste einwickeln, und damit der Berg an umweltschädlicher Kunststoff- oder Alufolie reduzieren. Hierfür eignet sich freilich nur rückstandsfreies Bienenwachs.
Auch in der Möbelpolitur findet sich häufig Bienenwachs, das gerade für Holzböden besonders empfehlenswert ist.
Bekanntestes Produkt sind aber wohl die Kerzen. Diese werden mittlerweile durch billige und stinkende Stearin- und Paraffinkerzen verdrängt, doch das Erdölnebenprodukt Paraffin steht im Verdacht krebserregend zu sein. Bienenwachskerzen hingegen sind unbedenklich. Darüber hinaus brennen sie länger und riechen fantastisch. Durch das Abbrennen gelangen die Stoffe im Bienenwachs in die Luft und sorgen für ein angenehmes Aroma, das auch gesundheitsförderlich ist.
Bienenwachs ist in seiner Rohform ab 20°C knetbar und ab rund 61-66°C schmilzt es. Es riecht zwar nach Honig, schmeckt aber nicht. Es ist essbar, aber hat keinen Nährwert. Wird es jedoch verschluckt, ist das nicht weiter tragisch, denn der menschliche Körper absorbiert es kaum. Es wird unverdaut wieder ausgeschieden. In der Lebensmittelindustrie wird es teilweise für das Überziehen von Lebensmitteln genutzt.
Welche Eigenschaften hat Bienenwachs?
Bienenwachs wirkt gegen Bakterien und Pilze. Die Wirkung gegen viele Bakterienarten und Schimmelpilze ist sogar medizinisch bewiesen , weswegen Wachstücher gerade in der Küche eine Bereicherung darstellen. Eingewickeltes Essen verdirbt nicht so leicht.
In der Hautpflege ist es in Cremen vor allem bei trockener bis spröder und rissiger Haut geeignet. Hier bildet das Wachs einen Film auf der Hautoberfläche. Bei normaler bis fettiger Haut kann der Talg trotz dieses Films abfließen, doch gefühlt ist es dann manchmal einfach „zu viel“ auf der Haut.
Für sensible Hauttypen ist Bienenwachs sehr empfehlenswert, da es sehr verträglich ist. Bienenwachs ist für eine stabile Hautbarriere verantwortlich und besitzt regenerierenden Effekt. Es ist fettlöslich und sorgt für eine feuchtigkeitsbewahrende Wirkung in der Haut. Dadurch ist auch ein gewisser Anti-Aging-Effekt gegeben, denn die Haut wird vor Kälte, Trockenheit und Sonne geschützt, die unsere Haut verstärkt altern lassen können.
Durch die regenerierende Wirkung sind Bienenwachsprodukte auch bei geschädigter Haut geeignet, sofern keine Überempfindlichkeit vorliegt. Verletzte, entzündete und gereizte Haut (etwa durch Sonnenbrand oder Chlorwasser) bekommt mit dem Wachs die richtige Pflege. Der Juckreiz wird gehemmt und die Haut kann sich neu bilden.
In der Medizin wird es auch bei Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Juckreiz eingesetzt , bei Erkrankungen des Knochenapparates oder auch Schädigung der Magenschleimhaut . Natürlich darf eine medizinische Anwendung ausschließlich unter ärztlichem Rat angewendet werden.
Wie entsteht Bienenwachs?
Bienen haben Wachsdrüsen, aus denen sie Wachs produzieren. Dieses verwenden sie um den Stock und vor allem die Waben auszubauen. Dabei „schwitzten“ die Arbeiterinnen kleine Plättchen, etwa so groß wie ein Zündholzkopf. Diese Plättchen vermengen sie mit Speichel und Pollen und formen sie daraus in wunderschöner Regelmäßigkeit zu sechseckigen Waben.
Übrigens ist das Sechseck eine der stabilsten Formen der Natur mit gleichzeitig dem größtmöglichen Fassungsvermögen und Maximum an umbauten Raum. Der Astronom Johannes Kepler vermutete deswegen, dass Bienen einen mathematischen Verstand haben.
Nicht alle Bienen können ständig Wachs produzieren. Nur die Arbeiterinnen verfügen über Wachsdrüsen, und das nur zwischen dem 12. und dem 18. Tag nachdem sie geschlüpft sind. Bienen durchleben einen festen Zyklus, und zwischen diesen Tagen agieren sie als sogenannte „Baubienen“. Diese verfügen über 4 Paar Wachsdrüsen an den Bauchschuppen am Hinterleib. Aus diesen können sie Wachs pressen. Doch diese schwere Arbeit kostet sie viel Energie. Diese nehmen sie aus dem Honig.
Für ein Kilogramm Bienenwachs sind mehr als 1 Million Wachsplättchen und etwa 150.000 Bienen notwendig. Diese müssen rund 10 Kilogramm Honig zu sich nehmen, um die Kraft für die Wachsproduktion zu haben.
Warum nimmt man Bienen das Wachs?
Die Imker*innen entnehmen das Wachs bei der Honigernte, bei der die Rähmchen geschleudert werden. Danach wird das Wachs als hygienische Maßnahme durch Sonnenenergie oder Wasserdampf geschmolzen. Das dabei gewonnene Wachs kann dann wiederverwendet werden, und dient in den Rähmchen als Mittelwände, oder aber es wird weiterverarbeitet etwa zu Kerzen oder Kosmetik.
Das Entnehmen des Wachses ist auch eine Hygienemaßnahme für die Bienen. Denn im Wachs könnten sich sonst Keime ansammeln. Die Wachsentnahme ist daher ein Teil der Bienenpflege.
Quellen:
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Filippo Fratini, et al.: Beeswax: A minireview of its antimicrobial activity and its application in medicine, University of Pisa, 2016, in: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27633295.
Christine Haselier: BIenenwachs – Verwendung, Studien und DIY Anleitungen, 2019, in: https://bienen.info/bienenwachs-verwendung-studien-und-diy-anleitungen/
Peter A. Lewis, et al.: A randomized controlled pilot study comparing aqueous cream with a beeswax and herbal oil cream in the provision of relief from postburn pruritus. Faculty of Health, Queensland University of Technology (QUT), Brisbane, 2012, in: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22665131.
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Vivian Molina, et al.: D-002 (beeswax alcohols): concurrent joint health benefits and gastroprotection, Centre of Natural Products, National Centre for Scientific Research, Havana, Cuba, 2015, in: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4442459.
© Mag. Victoria Breitsprecher, MA